Die Modeindustrie steht heute im Kreuzfeuer der Kritik. Während uns Fast Fashion ständig neue Trends beschert, gerät unser Konsumverhalten immer mehr in die Kritik. Viele suchen nach einem nachhaltigen Weg, der Mode, Qualität und Umweltschutz miteinander verbindet. In diesem Blogartikel werfen wir einen genaueren Blick auf Fast Fashion, Ultra Fast Fashion und wie wir gemeinsam einen bewussteren Umgang mit Kleidung entwickeln können.
Was ist Fast Fashion?
Fast Fashion bezeichnet Mode, die schnell, billig und in großen Mengen produziert wird, um immer den neuesten Trends zu entsprechen. Bekannte Fast-Fashion-Marken wie Zara, H&M oder Mango bringen nicht nur zwei bis vier Kollektionen pro Jahr auf den Markt, sondern oft 12 bis 24. Diese schnelle Produktion ermöglicht es, ständig wechselnde Mode zu einem günstigen Preis anzubieten. Zara erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von rund 22 Milliarden Euro, H&M lag bei etwa 22 Milliarden Euro und Mango bei rund 2,6 Milliarden Euro. Doch der niedrige Preis hat seinen Preis: niedrige Löhne für die Arbeiterinnen und Arbeiter, schlechte Arbeitsbedingungen und erhebliche Umweltschäden.
Ultra Fast Fashion: Noch schneller, noch billiger
Noch extremer als Fast Fashion ist Ultra Fast Fashion. Marken wie Shein und Temu setzen auf extrem niedrige Preise und liefern täglich neue Kollektionen. Shein erzielte 2023 einen Umsatz von 32,5 Milliarden Dollar, Temu rund 4 Milliarden Dollar. Täglich werden allein in Deutschland über 400.000 Pakete von Shein verschickt. Dieses Modell setzt auf Masse statt Klasse – oft auf Kosten der Umwelt und der Menschen in den Produktionsländern.
Greenwashing: Trügerische Nachhaltigkeit
Viele Marken betreiben mittlerweile Greenwashing: Sie werben mit vermeintlich nachhaltigen Kollektionen, die in Wirklichkeit kaum bessere Umwelt- oder Sozialstandards aufweisen. Häufig werden Begriffe wie „nachhaltig“, „grün“ oder „umweltfreundlich“ verwendet, ohne dass tatsächlich Verbesserungen in der Lieferkette stattfinden.
Wichtige Textilsiegel für faire Mode
Wer wirklich nachhaltig einkaufen will, sollte auf anerkannte Textilsiegel achten.
- GOTS (Global Organic Textile Standard): Garantiert, dass die Baumwolle biologisch angebaut wurde und soziale Standards in der Produktion eingehalten werden.
- Fair Wear Foundation: Setzt sich für faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie ein.
- Bluesign: Setzt auf die Reduktion von Chemikalien und umweltfreundliche Produktion
- OEKO-TEX Standard 100: Prüft Textilien auf Schadstoffe.
- Blauer Engel: Wird von der deutschen Regierung vergeben wird. Es kennzeichnet besonders umweltfreundliche und ressourcenschonend Produkte/Dienstleistungen.
- Tencel™ Lyocell: Bezeichnet eine Faser, die aus nachhaltig bewirtschafteten Holzquellen stammt und in einem geschlossenen Kreislaufsystem produziert wird.
- Cradle to Cradle: Zertifiziert Produkte, die nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft hergestellt werden, das heißt, sie sind vollständig recycelbar oder biologisch abbaubar.
- PETA-Approved Vegan: Bestätigt, dass das Produkt keine tierischen Inhaltsstoffe enthält und tierfreundlich hergestellt wurde.
- EU Ecolabel: Ein Umweltzeichen der Europäischen Union, das Produkte kennzeichnet, die umweltfreundlich hergestellt werden und eine geringe Umweltbelastung haben.
- Responsible Wool Standard (RWS): Gewährleistet, dass die Wolle von Schafen stammt, die unter ethischen Bedingungen gehalten werden und das Wohl der Tiere respektiert wird.
- BSCI (Business Social Compliance Initiative): Bestätigt, dass die Produktionsbedingungen den sozialen Standards entsprechen, einschließlich fairer Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten.
Foto: Freepik
Wasser- und Chemikalienverbrauch in der Textilindustrie
Der Ressourcenverbrauch bei der Herstellung von Textilien ist enorm. Für die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts werden etwa 2.700 Liter Wasser benötigt, für eine Jeans sogar 8.000 bis 10.000 Liter. Zudem werden bei der Textilherstellung häufig umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien eingesetzt, die Böden und Gewässer in den Produktionsländern stark belasten.
Altkleider-Export und Konsumverhalten in Deutschland
In Deutschland landen jährlich rund 60 Prozent der getragenen Kleidung in der Altkleidersammlung. Damit ist Deutschland weltweit auf Platz 2. Viele dieser Kleidungsstücke werden ins Ausland exportiert. Der Fast-Fashion-Konsum hat in Deutschland dazu geführt, dass pro Person jährlich etwa 60 Kleidungsstücke gekauft werden, von denen ein Großteil ungetragen bleibt.
Aktuelle Trends in der Bekleidungsindustrie
Seit der Jahrtausendwende hat sich die weltweite Bekleidungsproduktion verdoppelt, während gleichzeitig die Lebensdauer der Kleidungsstücke abnimmt. Der Trend geht langsam zu bewussterem Konsum, Slow Fashion und Second-Hand-Mode.
Fast Fashion vermeiden – reduzieren: Mein Fahrplan
Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, weniger zu kaufen, sondern auch auf Qualität und Materialien zu achten. Hier ein paar Tipps:
- Kleidung bewusst kaufen: Nur das kaufen, was man wirklich braucht und trägt.
- Eine Nacht drüber schlafen: Spontankäufe vermeiden.
- Auf Qualität achten: Materialien wie Bio-Baumwolle oder recycelte Stoffe bevorzugen.
- Second Hand kaufen: Gebrauchte Kleidung ist umweltfreundlicher.
- Kleidung leihen: Kleidung für besondere Anlässe leihen.
- Kleidung pflegen und reparieren: Langlebigkeit ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit.
Ungetragene Kleidung spenden oder schenken.
Shoppen im eigenen Kleiderschrank – du glaubst gar nicht, wie viele Kombinationsmöglichkeiten in deinem Schrank schlummern.
Eine wichtige Formel, um den Wert eines Kleidungsstücks zu messen, ist die Cost per Wear Formel: Hier wird der Preis des Kleidungsstücks durch die Anzahl der Tragevorgänge geteilt. Je öfter du ein Kleidungsstück trägst, desto niedriger ist der Preis pro Tragevorgang – das ist nachhaltiger.
Tipps für nachhaltiges Waschen
Auch das richtige Waschen kann dazu beitragen, dass Kleidung länger hält. Hier einige Tipps:
- Schleudere die Kleidung bei maximal 400-600 Umdrehungen pro Minute. So verhinderst du, dass die Fasern angegriffen werden und Mikroplastik freigesetzt wird.
- Verwende umweltfreundliche Waschmittel.
- Vermeide nach Möglichkeit den Wäschetrockner und lasse die Kleidung an der Luft trocknen.
- Weitere Tipps zur Qualität von Materialien und Stoffen findest du in meinem Blogartikel über nachhaltige Materialien!
Faire Modelabels und Second-Hand-Läden
Wenn du bewusst einkaufen möchtest, empfehle ich dir folgende Fair Fashion Brands:
- SETERY
- HAEDREN the Label
- NINA REIN
- Filippa K.
- Lotta Ludwigson
- Lanius
- Hess Natur
- Grüne Erde
- Rohe Frames
- Armargentum
- WNU
- Eine gute Alternative sind auch Second Hand Shops:
Fair Fashion Jeans:
Fair Fashion Bademode:
- Mare Switzerland
- Slo Active
- Stay Wild Swim
- Margaret and Hermione
- Lilja The Label
- Oceanchild Swim
- Mymarini Swimwear
- Anekdot Bademode
- Essentialsforzula
- Oysurf
Fazit: Der goldene Mittelweg
Fast Fashion ist verlockend, aber der Preis, den wir und unsere Umwelt dafür zahlen, ist hoch. Indem wir bewusster konsumieren, auf Qualität setzen und Mode länger tragen, können wir unseren Modekonsum nachhaltiger gestalten.
Aktionsaufruf: Farb- und Stilberatung für bewussteren Konsum
Eine Farb- und Stilberatung hilft nicht nur den eigenen Stil zu finden, sondern auch bewusst und gezielt einzukaufen. So können bessere Kaufentscheidungen getroffen und ein nachhaltiger Lebensstil unterstützt werden.
Buchtipp:
Wenn du mehr über unser Konsumverhalten erfahren möchtest, empfehle ich dir das Buch „Konsum – Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen“ von Carl Tillessen. Ein Zitat des Dalai Lama, das gut zu diesem Thema passt:
„Menschen wurden geschaffen, um geliebt zu werden. Die Dinge wurden geschaffen, um gebraucht zu werden. Dass Dinge geliebt und Menschen benutzt werden, ist der Grund, warum die Welt in Unordnung ist“.
Am 16.09. hatte ich mit der lieben Martina Davidson ein wunderbares Live zu diesem sehr wichtigen Thema. Und hier kannst du dir das im Nachgang nochmals anschauen und anhören. Martina schreibt auf ihrem Instagram @martinadavidson__ über innere und äußere Schönheit, über Gesundheit und entspanntes Älterwerden und am liebsten über alles, was das Leben schöner und reicher macht. Hierzu spricht sie regelmässig auch LIVE mit bekannten Expert*innen. Wenn Martina nicht auf Instagram ist, arbeitet sie als Make-up Artist und internationale Trainerin für exklusive Hautpflege-Marken. Ausserdem bietet sie online individuelle Beautycoachings an.
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